Am Sonntag Judica in der Passionszeit (26. März) findet um 11 Uhr (!) der erste Kantatengottesdienst des Jahres in der Kaufmannskirche statt. Es erklingt eine Passionsmusik von Johann Melchior Molter (1696 – 1765). Molter, in Tiefenort bei Eisenach geboren, gehört zu den herausragenden Komponisten seiner Zeit. Zwei Studienreisen nach Italien, Anstellungen am Hof in Eisenach und später am Hof von Karlsruhe gelten als die wichtigen Stationen seines Lebens. Die Passionsmusik, auch als „Passionsoratorium“ bezeichnet, galt, wie sehr viele seiner Kompositionen, lange Zeit als verschollen. Die Passionsmusik lag bis vor wenigen Jahren unerkannt im Archiv des Schlossmuseums Sondershausen und kann somit in diesem Gottesdienst erstmals wieder erklingen.
Anders als die Passionen von Johann Sebastian Bach lässt Molter alttestamentarische Texte und deren biblische Figuren neben dem Passionsgeschehen des Messias/Jesus musikalisch in ihrer Prophezeiung zu Wort kommen, so in den Figuren von Mose und Jesaja. Das Passionsgeschehen wird betrachtend von der Figur der „Seele“ begleitet, von Molter wohl als der gläubige Mensch oder Zuhörer seiner Zeit gedacht.
Neben einem Instrumentalensemble, dem Chor der Kaufmannsgemeinde und der Werkstätten des Christophorus-Werkes Erfurt musizieren als Gesangssolisten Karine Miasyan Sopran, Antje Jestädt Alt; Mark Mönchgesang Tenor und Heiko Mauchel Bass. An der Orgel sitzt Kantor Johannes Häußler. Die Gesamtleitung hat Kantor Michael Jahn.